
Direct vs. Fair Trade
Wie viel Geld kommt eigentlich bei den Kaffeebauern an?
Diese Frage stellen sich viele Menschen, die beim Kaffeekauf auf Nachhaltigkeit, Herkunft und soziale Gerechtigkeit und Verantwortung achten. Begriffe wie Fair Trade oder Direct Trade begegnen Ihnen dabei häufig.
Doch was steckt wirklich dahinter? Und welchen Unterschied macht es, ob Ihr Kaffee Fair Trade oder direkt gehandelt ist?
Wir von der Berliner Kaffeerösterei möchten Ihnen einen transparenten Einblick geben und zeigen, warum wir auf Direct Trade setzen, und was die Unterschiede und Vorteile gegenüber dem Fair Trade-Konzept sind.


Was bedeutet Fair Trade?
Fair Trade heißt übersetzt: fairer Handel. Es ist ein internationales Konzept der Handelspartnerschaft, das sicherstellen soll, dass Menschen in Ländern des globalen Südens für ihre Arbeit gerecht(er) bezahlt werden. Besonders wichtig ist das bei Produkten wie Kaffee, Kakao oder Bananen, die unter anspruchsvollen Bedingungen angebaut werden.
Fair Trade funktioniert über feste Regeln:
- Die Produzent:innen erhalten einen Mindestpreis, der sie vor starken Preisschwankungen schützt.
- Zusätzlich gibt es eine Fair-Trade-Prämie, die in soziale Projekte wie Schulen oder Wasserzugang investiert wird.
- Es gelten soziale und ökologische Standards, z. B. kein Einsatz von Kinderarbeit, Schutz der Umwelt oder Mitbestimmung in Kooperativen.
Viele Fair-Trade-Produzenten sind in Kooperativen organisiert, also Zusammenschlüsse von Kleinbauern, die gemeinsam verkaufen. Der Handel läuft dabei meist über Zwischenhändler und große Importeure, die sich an die Fair-Trade-Vorgaben halten. Fair Trade hat in den letzten Jahrzehnten viel bewegt, es bringt Stabilität und Gemeinschaftsförderung.
Aber:
Eine solche Fair Trade-Zertifizierung verursacht hohen bürokratischen Aufwand, sowohl für die Bauern als auch für andere Teilnehmer der Lieferkette. Durch die internationale Verwaltungsorganisation und die verantwortlichen Landesverbände entstehen beträchtliche Overhead-Kosten, die den Bauern nicht zugutekommen, jedoch am Ende durch die Konsumenten bezahlt werden müssen. Und es gibt nicht wenige Bauern, die die Notwendigkeit einer Fair Trade-Zertifizierung als kritisch erachten, da sie diese mitunter als Vermarktungsvehikel für westliche Konsumenten betrachten. Ihnen ist wichtiger, auf Augenhöhe wahrgenommen und für ihre erstklassigen Agrargüter mit anständigen Preisen vergütet zu werden.
Was ist Direct Trade?
Direct Trade heißt übersetzt: direkter Handel. Es existiert kein offizielles Siegel, sondern ist im Moment eher ein Konzept der Handelspartnerschaft, bei dem Kaffeeröster, wie eben auch die Berliner Kaffeerösterei, direkte Beziehungen zu den Bauern im Kaffeeursprung pflegen.
Bei der Berliner Kaffeerösterei bedeutet das:
- Wir arbeiten persönlich mit Kooperativen und Kaffeefarmen zusammen, die wir oft seit Jahren kennen.
- Wir zahlen faire, individuell vereinbarte Preise, die immer deutlich über dem Weltmarktpreis und auch über den Fair-Trade-Mindestpreisen liegen.
- Wir legen Wert auf Transparenz, Qualität und Vertrauen - wir wissen genau, wo unser Kaffee herkommt und wie er angebaut und auch geerntet wird.
Direct Trade ist also mehr als nur Handel. Es ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die den Menschen im Ursprung echten Mehrwert bringt. Und für uns bedeutet es: ehrlicher, hochwertiger und verantwortungsvoll hergestellter und gehandelter Kaffee.
Wir haben dafür einen Begriff geprägt: Craft Coffee, oder „Croffee“, handwerklich gerösteter Spitzenkaffee.

Unsere Direct Trade-Empfehlungen
Direct Trade und Fair Trade - die Unterschiede auf einen Blick
Kriterium |
Fair Trade |
Direct Trade |
---|---|---|
Bezahlung | Fester Mindestpreis für die Bauern | Deutlich höhere Bezahlung als beim Fair Trade Mindestpreis |
Transparenz | Viele Zwischenhändler, wenig direkter Kontakt | Persönlicher Kontakt mit den Farmern |
Qualität des Kaffees | Sehr unterschiedlich | Überdurchschnittlich bis Spitzenqualität |
Wirkung auf die Region | Stabilisierend | Deutlich erhöhte Wertschätzung |
Flexibilität | Einheitliche Vorgaben für alle | Höhere Wertschätzung für Farmer möglich |
Was bedeutet Direct Trade konkret für die Produzenten?
Ein Beispiel:
Für einen hochwertigen Rohkaffee aus Brasilien zahlen wir im Rahmen unseres Direct-Trade-Programms mehr als den Fair-Trade-Mindestpreis.
Warum? Weil unsere Kunden Spitzenqualitäten suchen. Und diese Nachfrage geben wir gezielt und kontinuierlich an die Farmer weiter. Für diese entsteht dadurch ein nachhaltiger Absatzkanal, der lohnend bewirtschaftet und ausgebaut werden kann. Im Vergleich zu Börsen- oder systemisch definierten Mindestpreisen generieren sie deutliche Zusatzeinnahmen, die ihnen Investitionen in Menschen und deren Arbeitsbedingungen, Maschinen und Klimaschutz ermöglichen.
Das hilft nicht nur heute, sondern sichert auch die Zukunft der Anbauregionen.

Mehr Nachhaltigkeit durch Direct Trade
Nachhaltigkeit beginnt bei uns nicht mit einem Siegel, sondern mit echter Verantwortung.
Unsere Direct-Trade-Partnerschaften ermöglichen es uns, über den Preis hinaus positive Veränderungen zu bewirken. Denn wir sind nicht nur Käufer, sondern langfristige Partner, die zuhören, mitdenken und investieren. So entsteht ein Miteinander, das Natur, Mensch und Qualität gleichermaßen stärkt.
Worauf wir gemeinsam achten:
- Umweltschonende Anbaumethoden: Viele unserer Partnerbetriebe arbeiten biologisch oder nutzen schattenspendende Bäume, die das Mikroklima stabilisieren und den Boden schützen.
- Vielfalt statt Monokultur: Wir fördern Mischanbau, das bewahrt die Artenvielfalt und macht die Pflanzen widerstandsfähiger gegenüber Schädlingen und Klimastress.
- Weniger Wasser, mehr Wirkung: Ob durch wassersparende Aufbereitung oder den Verzicht auf chemische Dünger, viele unserer Produzenten setzen auf nachhaltige, lokale Lösungen.
Nachhaltigkeit bedeutet für uns nicht Kontrolle, sondern Kooperation. Wir entwickeln uns gemeinsam weiter, in kleinen Schritten, aber mit großer Wirkung.
Wie steht die Berliner Kaffeerösterei zum Direct Trade?
Wir kennen viele der Farmen, die Familien und ihre Geschichten. Wir trinken gemeinsam Kaffee, wir tauschen uns aus über Neuheiten, verschiedene Arten der Aufbereitungen und Ideen. Wir stehen in Verbindung. Was uns dabei antreibt? Die gemeinsame Leidenschaft für Qualität und das Ziel, mit jedem Kilo Kaffee auch Perspektiven zu schaffen.
Unsere Partnerschaften sind nicht anonym. Es sind echte Begegnungen, die über Jahre gewachsen und von Vertrauen, Respekt und gegenseitigem Lernen geprägt sind. Statt standardisierter Versprechen und allgemeiner Programme stehen bei uns die Menschen hinter dem Kaffee im Mittelpunkt.
Direct Trade ist für uns also keine Strategie, sondern reine Haltung.

Einige unserer Partnerschaften
Kachipapa Estate – exzellente Kaffees aus Sambia
Mit dem Kachipapa Estate in Serenje verbindet uns eine direkte Partnerschaft, die weit über Kaffee hinausgeht. Auf 1450 m Höhe, in fruchtbarem Lateritboden und unter Schattenbäumen, wächst hier unter anderem die aromatische Varietät SL28 – sorgfältig kultiviert unter besten klimatischen Bedingungen.
Die Farm steht nicht nur für exzellenten Kaffee, sondern auch für Verantwortung: sauberes Wasser für die Gemeinde, neue Wohnungen für Mitarbeitende, Bildung und medizinische Hilfe sind feste Bestandteile des Engagements der Familie Bennett.
Wir sind stolz, einen so engagierten Partner an unserer Seite zu wissen – und diesen außergewöhnlichen Kaffee direkt mit unseren Kunden teilen zu können.
Mehr zur FarmCooperativa Mejillones – direkt gehandelt aus Bolivien
Seit vielen Jahren pflegen wir eine direkte Handelspartnerschaft mit der Cooperativa Mejillones in Caranavi, Bolivien. Die Kooperative wurde 1988 von 20 engagierten Kleinbauern gegründet, die bis heute gemeinsam hochwertigen Spezialitätenkaffee anbauen.
Die Mitglieder verarbeiten ihre Kaffeekirschen selbst: auf eigenen Wetmills wird entpulpt und gewaschen, die finale Aufbereitung übernimmt die gemeinsame Trockenmühle der Kooperative. Angebaut werden vor allem die Varietäten Caturra und Typica – letztere ist besonders aromatisch, aber auch anspruchsvoll im Anbau.
In 1700 m Höhe und unter Schattenbäumen reift ein Kaffee, dem wir seit Jahren vertrauen – mit klarer Herkunft, sorgfältiger Aufbereitung (fully washed, SHB EP) und einem direkten Draht zu den Menschen, die ihn produzieren.
Mehr zur FarmJuanachute Estate – direkt gehandelt aus Costa Rica
Mit der Familie Castro vom Juanachute Estate in Tarrazú Costa Rica verbindet uns eine direkte Partnerschaft auf Augenhöhe. Ihr Familienbetrieb steht für handwerkliche Verarbeitung, experimentelle Aufbereitung und tief verwurzelte Tradition.
Auf 1800 m Höhe reifen hier unter Schattenbäumen die Varietäten Catuai und Caturra. Besonders bekannt ist Juanachute für die anaerobe Fermentation – eine spezielle Methode, bei der die Kaffeekirschen unter Ausschluss von Sauerstoff fermentieren. Das Ergebnis sind komplexe, ausdrucksstarke Microlots mit unverwechselbarem Charakter.
Die Familie Castro hütet ihr Wissen um die Aufbereitung wie ein Geheimnis – wir vertrauen auf ihre Erfahrung, ihren Innovationsgeist und die kompromisslose Qualität, die sich in jeder Bohne zeigt.
Mehr zur FarmFinca Liquidambar – direkt gehandelt aus Mexiko
Mit der Finca Liquidambar in Chiapas verbindet uns eine direkte und persönliche Handelspartnerschaft. Hier, auf 1250 m Höhe und nährstoffreichen Regenböden, gedeiht die seltene Varietät Maragogype – auch bekannt als „Elefantenbohne“ – unter Schattenbäumen.
Der Fokus der Farm liegt auf Qualität: Nur die größten Bohnen (Screen 19) mit herausragendem Aromaprofil schaffen es in den Export. Durch das gewaschene Aufbereitungsverfahren entstehen klare, lebendige Noten – von süß-fruchtig bis floral – mit ausgewogenem Körper und feiner Säure.
Wir schätzen die enge Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort und das kompromisslose Qualitätsbewusstsein, das sich in jeder Tasse Liquidambar zeigt.
Mehr zur FarmGauribesi Estate – direkt gehandelt aus Nepal
In der Region Nuwakot, am Fuße des Himalaya, liegt die Gauribesi Estate – unser direkter Partner für außergewöhnlichen Kaffee aus Nepal. Auf 900 m Höhe wachsen hier Caturra-Pflanzen, versorgt mit kristallklarem Gletscherwasser vom Trisuli-Fluss und umgeben von schattenspendenden Bäumen.
Die kleine Farm produziert nur rund 15 Tonnen pro Jahr – ein echter Geheimtipp. Der gewaschene Kaffee begeistert mit seiner Klarheit, floralen Noten und der besonderen Reinheit, die dem reinen Wasser und dem nährstoffreichen Boden zu verdanken ist.
Wir stehen in direktem Kontakt mit den Produzenten – und freuen uns, diesen seltenen Schatz mit unseren Kunden zu teilen.
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